Vier kleine Geschichten


von: Hans-Jörg Hurrelbrink


Nachtverpflegung

Ich gehörte von 1960 - 1964 derzeit dem S-Funk an. Es gab da immer schon eine kleine, jedoch völlig harmlose Rivalität zwischen den S- und H-Funkern..

Wie auch immer; es war üblich, dass die Nachtschicht entweder durch den" Post-Kurier" (UvD) aus Eisermann's Grill mitgebrachte Würstchen, Schaschlik, Pommes frites etc. aß, oder es wurde selber auf einem kleinen Kocher "gebrutzelt".

Ich hatte das Glück, dass eine Tante meiner Frau (Frau Welzel) in der Küche als Gehilfin arbeitete. Mit ihr vereinbarte ich, dass sie abends übrig gebliebenen Eintopf in einem Behälter in eines der Seitenfenster der Küche stellte. Diesen wärmten wir dann nachts auf. Eine willkommene Abwechselung zu der dienstlich verordneten "gasetreibenden" Nachtverpflegung (koffeinhaltige Schokolade in Verbindung mit äpfeln).

So viel ich mich erinnere, bestand die Nachtschicht, in der sich diese Story abspielte, aus dem Schichtführer (Wachleiter) Fw Peter Hampel, Fw Peter Wolff, Gefr. UA Günther Knoblich, Gefr. UA Stephan Winkler, OG Siegfried Schöneck (genannt "Gurkel"), Gefr. Peter Gruber, Gefr. Klaus Klutzny und ich selbst (derzeit StUffz).

Kurz nach dem Verzehr des Eintopfes klagte einer aus dieser Crew über Bauchschmerzen, dem folgte nach und nach die gesamte Mannschaft.

Es erfolgte zunächst ein Dauergang zur Toilette mit Erbrechen und "durchschlagendem" Erfolg, bis letztendlich die gesamte Schicht ohne großes Aufsehen gegen "Freischichtler" ausgetauscht werden musste.

Wie sich später herauskristallisierte, hatten Angehörige vom H-Funk, denen sicherlich unsere Eintopfverpflegung ein Dorn im Auge war, heimlich Rizinus ins Essen geschüttet!

Dieser Vorfall unterlag bei allen Beteiligten lange Zeit der "Geheimhaltung," denn schließlich konnte das, was ursprünglich als Jux geplant war, streng genommen auch als Wehrkraftzersetzung ausgelegt werden.


Gurkels Schlaf

In diesem Zusammenhang fällt mir noch ein, dass der OG "Gurkel" Schöneck öfters während der Nachtschichten sanft am Gerät entschlummerte. Er wurde dann entweder dadurch unsanft geweckt, dass Wasser von hinten auf die Sitzfläche gegossen wurde, oder er wurde friedlich schlummernd der Frühschicht zur Weiterverwendung übergeben.


Akkurater Fliesenleger

Der Anlass war zwar ein äußerst trauriger; die Gedenkfeier in der gerade renovierten Kapelle im Block 5 (oberhalb der Kfz.-Hallen) für den Gefreiten Butenschön, der auf dem Fußgängerüberweg zwischen Wache und Kasernentor von einem PKW angefahren und tödlich verletzt wurde. (Anm.: Die Fußgängerbrücke war derzeit noch nicht vorhanden).

Ich saß zum ersten Mal in der Kapelle, schaute mich entsprechend um und entdeckte wandbündig eine Fußbodenfliese, die dort sicherlich überzählig liegen geblieben war.

Um diese Fliese hatte ein Handwerker entweder aus Unwissenheit oder aus Schabernack eine Scheuerleiste exakt zugeschnitten und genagelt!


Erinnerung an Bruno

Am Mittwoch, 17. Januar 2007 traf ich in Celle Lilo Neumann. Sie freute sich ehrlich, dass wir uns mal wieder gesehen haben und schwelgte in Erinnerungen.

Wir unterhielten uns über "Gott und die Welt", natürlich auch über unser 50-jähriges Jubiläum im September. Sie hätte noch einige Alben ihres Mannes, die sie "People" zu Verfügung stellen wird. Sie erinnerte mich unter anderem auch daran, dass mir Bruno (derzeit noch Major) 1960 während eines Sekretärinnen-Balles, zu dem als Tänzer etliche Unteroffiziere eingeladen waren, in Ermangelung eines geeigneten Notizzettels, Nachturlaub auf einem Bierdeckel erteilte. Ferner, dass im Anschluss an einer durchnächtigten Schützenfestfeier, (für mich heute undenkbar, ich war zwar zu der Zeit schon kein Soldat mehr aber Schützenbruder), einige Vorstandsmitglieder des Vereines mit ihren Ehefrauen und auch Lilo und Bruno, morgens von Heiner Gerkes zu einem sogenannten "Eierbraten" eingeladen wurden. Bruno stand in voller Oberstleutnantmontur, jedoch mit umgebundener Schürze, vor dem Herd und briet selber die Eier.