Das Halten von Tieren in Bundeswehrliegenschaften



von: Wolfgang von der Kammer

Es muss so um 1978 gewesen sein.Der Fernmeldsektor Q stellte noch täglich einen UvD. Das Aufgabenfeld war sehr vielfältig, besonders an den Wochenenden.

An einem dieser Wochenenden leistete ich diesen Dienst. Der größte Erfolg auf Abwechslung war in der Hauptwache zu erwarten. Telefonanrufe jedweden Inhalts, unangemeldete Besucher und nicht zuletzt die interessanten Gespräche mit Herrn Überscher (Schreibweise nicht sicher) von der Zivilwache, waren immer Garant für Kurzweil. Also hielt ich mich überwiegend im Wachgebäude auf.

Den verantwortungsvolleren Dienst hatte Sigi Fasse als OvWa zu versehen. Dafür befand er sich in ständiger Einsatzbereitschaft in seinem Büro oder stellte in der Ohio-Bar Ruhe und Ordnung sicher.

So gegen 17:00 Uhr wurde diese Routine durch zunehmende Stille, hervorgerufen durch plötzlich abnehmenden Autoverkehr auf der B214, unterbrochen. Laut vernehmlich war hingegen Hufgetrappel eines Pferdes zu hören. Das Tier wechselte ständig die Straßenseite und auf Höhe der alten Wache (San-Revier) lief es mal auf den Parkplatz vor Block 1 und mal wieder zurück auf die Straße. Es wollte offensichtlich nicht unter der Fußgängerbrücke hindurch seinen Weg in Richtung Ovelgönne fortsetzen.

Die Bundesstraße war blockiert. Zwei Dinge waren mir schlagartig klar. Der Vorfall musste unbedingt dem OvWa zur Kenntnis gebracht werden. Ferner lag die Zuständigkeit eindeutig bei der Bundeswehr und die Übergabe an die Polizei war daher absolut unnötig.

Sigi Fasse, im Umgang mit Pferden etwas sachkundig, übernahm denn auch sofort die Initiative. Auf seine Weisung hin wurde das Tor geöffnet und nach mehreren Versuchen gelang es ihm den Braunen in die Kaserne zu locken.

Die Autofahrer waren dankbar und zumindest auf der Straße war die Ordnung wieder hergestellt.

Nicht so in der Kaserne. Der Sportplatz in mehr oder weniger sattem Grün war für den Vierbeiner wenig verlockend. Das lauffreudige Tier war etwas irritiert und hatte bald alle Winkel innerhalb des Zaunes inspiziert, inklusive des Heidegartens vor Block 1. Ganz ohne Zweifel war hier das Eigentum von unserem Spieß Peter Riedel, für mich damals natürlich Herrn Hauptfeldwebel Riedel, betroffen.

Es war dringend Abhilfe geboten. Wiederum war es Sigi Fasse der es mit viel Mühe und ohne Zaumzeug schaffte, das Pferd auf die Innenseite des Tennisplatzes zu bugsieren.

Mittlerweile waren Kameraden aus dem Block 10 anwesend und ließen es nicht an Anerkennung mangeln. Bis zum nächsten Morgen schaute immer mal jemand aus der diensthabenden Schicht vorbei. Ein Pferd in der Kaserne barg schon reichlich Gesprächsstoff.

Am anderen Morgen nahm sich der Spieß des Vorfalles an, telefonierte mit einigen Landwirten aus Hambühren l und sorgte in seiner eigentümlichen Art für einen gebührenden Abschluss des spektakulären Vorfalls.

Jahre später regelte ein Offizier, Oberstleutnant und Sektorchef, auf seine Weise eine Begebenheit mit einem Pferd. Er unterband drastisch das Einbringen von Tieren in die Bundeswehrliegenschaft aus Gründen der Seuchenprävention usw.

Den Anlass hatte Eike Krüger geboten, der seinen Pferdeanhänger auf dem Parkplatz vor Block 10 entladen und zwecks sportlicher Betätigung auf Steffanie (Name des Pferdes) aus der Kaserne geritten war.

Das waren halt schon andere Zeiten.

Anm. der Red.:
Um die älteren Soldaten überhaupt zu einer sportlichen Betätigung zu begeistern war ihnen das Betreiben von "Individualsport" erlaubt. Die Einen spazierten durch die Feldmark, Andere schwammen, squashten, angelten, saunierten oder kickten in der Sporthalle.Später, Anlass war eine öffentliche Veranstaltung in der Kaserne, schlug der gleiche Chef dem Pferdebesitzer vor, für die Belustigung der Kinder, sein Pferd zur Verfügung zu stellen und ein Kinderreiten zu organisieren. Leider musste Eike absagen, Steffanie (das Pferd) lahmte zu dieser Zeit heftigst.....oder so...