Natürlich stand allein der militärische Auftrag prägend im Vordergrund des dienstlichen Alltags. Aus diesem Grund stelle ich eine chronologische Übersicht wichtiger Begebenheiten und Ereignisse von der Aufstellung der Aufklärungseinheit 2./Fernmeldeabteilung 711 (1957) bis zur Auflösung des Fernmeldesektor Q (30.04.1994) der "Geschichte über 50 Jahre Unteroffiziere in Hambühren" voran.
Dem Außenstehenden war bisher nicht bekannt, womit sich die "Fernmelder" in Hambühren eigentlich hinter ihrem hohen Kasernenzaun so beschäftigten. äußerst geheim soll es gewesen sein (und hinter vorgehaltener Hand: das war es auch!). Insbesondere der Block 10, das Einsatzgebäude, bildete für den Normalbürger absolutes Sperrgebiet. Nur wenige "Normalsterbliche" durften, nach intensiver Durchleuchtung durch den MAD , diese heiligen Hallen betreten.
Nun, nach dem Fall der Mauer und der Auflösung des Sowjetblocks, einhergehend mit einer totalen Veränderung der politischen Lage, ist es an der Zeit, den Schleier der Geheimhaltung an einem Zipfel ein wenig zu lüften. Alles jedoch nur im Rahmen einer gewissen Geschichtsaufarbeitung, bezogen auf die (militärische) Vergangenheit unseres Heimatortes als Garnisonsstandort.
Um zu verdeutlichen, welcher Tätigkeit die "Fernmelder" am Standort Hambühren nachgegangen sind, bedarf es eines Rückblicks in die Militärgeschichte und einer kurzen Beleuchtung der Geschichte der Luftnachrichtentruppe.
Ich möchte an dieser Stelle keine weitgehende Abhandlung über dieses Thema verfassen, sondern nur in wenigen Sätzen skizzieren, welchen Weg die Fernmeldeaufklärung bis zur Aufstellung der 2./Fernmeldeabteilung 711 (die erste Bezeichnung der Fernmeldeeinheit der Bundeswehr am Standort Hambühren) gegangen ist.
Der Fernmeldesektor Q war eine Einheit der Fernmelde- und Elektronischen Aufklärung der Luftwaffe, ein Dienstteilbereich, der direkter Nachfolger des Funkhorchdienstes der Luftnachrichtentruppe der Wehrmacht war.
Die frühesten Zellen einer eigenständigen Luftnachrichtentruppe reichen bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts zurück.
Am 01.10.1899 wurde in Preußen die "Inspektion der Telegrafentruppe" aufgestellt, der drei Telegrafenbataillone und eine Militärtelegrafenschule unterstellt waren. Vor dem I. Weltkrieg konnte diese Truppe Erfahrungen bei Einsätzen in Ostasien und Deutsch-Südwestafrika sammeln, bevor sie ab 12.08.1914 durch einen "Funkhorchdienst" erweitert wurde.
Diesem Dienst gelang es rasch, aus den Festungsfunkstellen Königsberg, Thorn und Posen systematisch den russischen Funkverkehr abzuhören und auch gezielte und sehr erfolgreiche Funkstöraktionen durchzuführen.
Trotzdem sorgten Misserfolge (die bei Betreten von technischem und taktischem Neuland nie ganz vermeidbar sind) dafür, dass die ab 11.11.1916 offiziell in "Fliegerfunkertruppe" umbenannte Waffengattung, die vom Heer ohnehin mit Argusaugen betrachtet worden war, bei Kriegsende wieder aufgelöst und die Fernmeldebodenorganisation der Flugplätze mit den Wetterstationen der Heeresnachrichtentruppe zusammengelegt wurde.
Bei Beginn des Aufbaus der Luftwaffe 1933 kam jedoch erneut die Forderung nach einer eigenständigen Nachrichtentruppe der Luftwaffe auf. Zu diesem Zwecke wurde Major Wolfgang Martini am 12.07.1933 als Heeresverbindungsoffizier und Leiter der Inspektion 7 (Nachrichtenwesen) im Reichsluftfahrtministerium eingesetzt. Seiner Initiative und der Weitsicht des Generalstabschefs der Luftwaffe, Generalmajor Walter Wever, war es zu verdanken, dass ab 01.12.1933 die "Fliegerfunkertruppe" wieder aufgestellt wurde.
Die Ausbildung des Personals erfolgte seit 01.04.1934 an der Artillerieschule Jüterbog, später an der Luftnachrichtenschule in Halle/Saale. Zum 01.03.1935 wurde die Spezialtruppe in "Luftnachrichtentruppe" umbenannt und neben Fliegertruppe und Flakartillerie als dritte Waffengattung der Luftwaffe unterstellt.
Die weitgehend im Stillen wirkende Truppe hatte Funk-, Draht- und ab 1936 auch Richtfunkverbindungen zu betreiben und Flugmelde-, Jägerleit- und Funkmessdienst sowie Flugsicherung und Funknavigation sicherzustellen. Ein umfangreicher Horchdienst zur Aufklärung, zum Stör- und Täuschungsdienst wurde gleichzeitig aufgebaut.
Nach sporadischen Einsätzen in Spanien (1936 / 39) leistete die LN -Truppe im II. Weltkrieg der operativen Führung wesentliche Unterstützung durch:
Als die Bundeswehr aufgestellt wurde lag es nahe, dass Bedarf an vergleichbaren Diensten wie sie die LN-Truppe geleistet hatte, bestand. Bei der Aufstellung dieser Truppenteile griff die Führung, wie bei fast allen Truppenteilen, auf bewährtes Personal der Wehrmacht zurück und bildete aus diesen "alten" Soldaten den Kader für die neuen Aufgaben.
Das Bild der Unteroffiziere wurde in den ersten Jahren des Aufbaus durch die "Weltkrieg II gedienten Soldaten" geprägt. Ohne Anspruch auf Unfehlbarkeit schildere ich an dieser Stelle meine eigenen Beobachtungen und Erfahrungen. Ich gehörte zwar nicht zu den "Ungedienten der Ersten Stunde" - meine Berührungen mit Hambühren erfolgten "erst" 1965 als Teilnehmer an einem Unteroffizierlehrgang (UAL). Dennoch glaube ich, ein wenig mitreden zu dürfen.
Um die Situation zu verstehen, muss man sich folgendes vorstellen:
Auf der einen Seite bestand das Personal der neu aufgestellten Einheit aus alten, kriegsgedienten Soldaten mit ihrer Erziehung und Lebenserfahrung, wesentlich geprägt durch die jüngst erlebte Geschichte, den zweiten Weltkrieg, zugleich konfrontiert mit den Ansprüchen der neuen deutschen Armee, diese manifestiert durch die Grundsätze der Inneren Führung.
Auf der anderen Seite junge Wehrpflichtige und Zeitsoldaten, die in einer Phase totaler Ablehnung der Bundeswehr (nach dem deutschen Zusammenbruch von 1945 galt ja "Nie wieder deutsche Soldaten!"), sich für den "Dienst an der Waffe" entschieden hatten. Beide Lager brachten naturgemäß nur wenig Verständnis füreinander auf, denn zwischen ihnen fehlte eine vollständige Generation.
Dennoch, diese "Alten" hatten das Sagen und das Fachwissen, und auch wenn es manche nicht wahr haben wollen: diese Altgedienten prägten doch die erste Generation des Nachwuchses. Diese Männer der "Ersten Stunde" waren für viele der Jungen Vorbild in menschlicher, soldatischer und fachlicher Hinsicht. Ihre militärische und fachliche Leistung war unbestreitbar und unbestritten. Einige von ihnen schrieben sogar Geschichte(n). Ihre Taten und Sprüche sind heute noch oftmals Thema im Kreis der monatlich abgehaltenen Versammlungen (Klönschnack). Allerdings: Die charakterlichen Eigenschaften nicht aller reichten aus, um an dieser Stelle eine besondere Widmung zu erfahren, und so soll das Thema mit dem barmherzigen Tuch des Vergessens verhüllt sein.
Wenden wir uns unter diesen Vorzeichen der Fernmeldeaufklärung, dem primären Auftrag unserer Einheit, zu:
Schon immer war es etwas Besonderes, bei der Luftwaffe zu dienen. Hatten die Kameraden des Heeres früher blaukarierte Bettwäsche, die Flieger des Herrn Göring schliefen in weiß. Außerdem trugen sie im Dienst Krawatte und waren dar ob als "Schlipssoldaten" verschrien.
In seinem Buch ...und lauschten für Hitler. Geheime Reichssache! Die Abhörzentralen des Dritten Reiches. schreibt Günther W. Gellermann über die Arbeitsatmosphäre im Forschungsamt des Reichsluftfahrtministerium (einer Dienststelle der Wehrmacht mit ähnlichem Auftrag und Arbeitsansatz): .... Als bedrückend wurde von den meisten ehemaligen Mitarbeitern der Umstand gewertet, dass sie niemandem, auch nicht den nächsten Angehörigen, etwas über ihre Tätigkeit mitteilen durften. Und weiter: ...Es sollten hier keine Propagandamärchen zusammengestellt werden. Dies bedingte freimütige politische Diskussion, ohne dass eine Reglementierung durch Vorgesetzte erfolgte.
Ähnlich war auch die Situation in der Erfassung der Fernmeldeaufklärung in Hambühren zu beschreiben. Geprägt durch die ständige Analyse, überprüfung und Kontrolle der Arbeitsergebnisse war es nur zu verständlich, dass auch alle anderen dienstlichen Vorgänge, oftmals zum Leidwesen des administrativen Personals, "kritisch" unter die Lupe genommen und hinterfragt wurden.
Ein weiteres Merkmal war das Übergewicht der Unteroffiziere in Bezug auf die fachliche Arbeit. Viele der im Fachdienst eingesetzten Offiziere, insbesondere die jüngeren unter ihnen, taten sich schwer im Umgang mit ihren rangniedrigeren Kameraden aus der Dienstgradgruppe der Unteroffiziere mit Portepee. Ihr Problem war die Chancenlosigkeit gegen das beträchtliche Fachwissen der langgedienten Feldwebel. Für Letztere waren alle Besonderheiten und Spezifika des Dienstes schon mal da gewesen, so dass sie gelassen und kompetent mit Deutung und Meldeerstattung umzugehen wussten. Viele junge Offiziere hingegen wurden zuversetzt, ohne im Metier ausreichend ausgebildet zu sein. So galt ein Offizier als echtes Unikat, der Morsezeichen zu hören und mitzuschreiben wusste. Außerdem hatten sie, aufgrund ihrer kurzen Stehzeiten, wenig Gelegenheit, sich tiefer in die Materie einzuarbeiten. Und sobald sie dann tatsächlich langsam Fuß gefasst hatten, wurden sie auf einen anderen Dienstposten - weit entfernt - versetzt. Dieses "Übel", nebenbei bemerkt, gab es bei den meisten verbündeten Streitkräften nicht. Insbesondere die amerikanischen, britischen und französischen Intelligence- Offiziere verfügten und verfügen noch heute über ein fundiertes und gewachsenes Fachwissen, so dass sie bei internationalen Konferenzen mit Details aufzuwarten wussten, vor denen ihre deutschen Rangkameraden häufig passen mussten.
Die gut ausgebildeten Hambührener Unteroffiziere und Mannschaften beherrschten das Hören von Morsezeichen (ein wesentlicher Bestandteil der Arbeit) in Tempi, welche den ungeübten Ohren der Laien nur als rhythmisches Störgeräusch erschien, und sie handhabten ihre hochempfindlichen Empfangs- und Aufnahmegeräte schlafwandlerisch und in sicherer Routine. Heute und an dieser Stelle ist zuzugestehen, dass mancher Feldwebel die für ihn zuträgliche Situation wohlig genoss. Die negative und für den Dienstbetrieb recht abträgliche Folge: Dem einen oder anderen erfahrenen Feldwebel, der sich gut "verkaufen" konnte, und der über die nötige Chuzpe verfügte, eigene Wissenslücken und Schlampereien zu überspielen, war es mitunter gegenüber Vorgesetzten leicht, unberechtigterweise den Ruf eines "Fachgurus" zu führen, welchen nichts zu erschüttern vermochte.
Bei dieser Darstellung nehme ich ausdrücklich diejenigen Offiziere des Fachdienstes aus, die sich nicht nur auf ihre Führungsaufgaben beschränkten (Urlaubsplanung, Schichteinteilung, Abrechnung "Dienst zu ungünstigen Zeiten", Ergebnisse im Soldatensportwettkampf und ähnlich wichtige Obliegenheiten). Meist waren es ohnedies diejenigen, die aus dem Unteroffiziersstand heraus den Sprung in den Offiziersrang geschafft hatten.
Ein regelrechter Generationenwechsel fand statt, nachdem der letzte "Kriegsgediente" (ich glaube, es war der OStFw Paul Stamm) in den Ruhestand versetzt worden war. Jetzt waren die alten "Neuen" plötzlich die neuen "Alten". Diese nachfolgende Generation der Unteroffiziere war im wahrsten Sinne des Wortes durch die alten Haudegen geschliffen und geformt worden. Sie hatten noch gelernt, ja eingebläut bekommen, dass die Erfüllung der Aufgabe, nämlich das Erfassen von Nachrichten unter allen Bedingungen, zu jeder Zeit und ohne Unterbrechung, oberste Priorität hatte. Nicht ohne Grund war der Dienst in der Erfassung als "Wachdienst" deklariert, Dienstvergehen während dieser Zeit waren dementsprechend zu ahnden. Zusätzlicher Dienst wurde befohlen und wurde in der Tat ohne Murren übernommen, wenn Not am Mann war (weil z. B. eine komplette Wachgruppe aufgrund "stuhltreibender" Zusatzverpflegung dienstunfähig war). Die harte und fundierte militärische und fachliche Ausbildung bildeten das hervorragende Fundament für Selbstvertrauen und Selbstverständnis, oftmals zum Leidwesen der Sektorchefs und Offiziere.
Eine Anmerkung zum Verhältnis administrativer Dienst (Tagesdienst) und Fachdienst (in der Regel Schichtdienst):
Aufgabe und damit Daseinsberechtigung des Fernmeldesektors ergab sich allein aus dem Fachdienst. Dennoch: der Schichtdienst hatte keine oder höchst selten eine Lobby. So konnte es nie geschehen, dass ein Tagesdienstler (z. B. Personalsachbearbeiter oder Rechnungsführer.) länger im Dienst blieb oder bleiben musste, um auf einen "Schichtdienstler" der Abendschicht zu warten, weil er z.B. eine Unterschrift von ihm benötigte oder gar Geld an jenen auszuzahlen hatte. Immer war es so, dass der Schichtdienstsoldat angewiesen wurde, nach der Nachtschicht auf den Tagesdienst zu warten. Oder der Schichtdienstler hatte zusätzlich tagsüber zum Dienst zu erscheinen, um seine administrativen Angelegenheiten zu erledigen.
Selbst die hohe Zeit der Wehrdienstverweigerer und die Periode der Haarnetzträger konnte diese von den Alten "einsatzfähig gehämmerte" Generation nicht erschüttern. Egal wie lang die Haare waren - Hauptsache, das fachliche Engagement stimmte. Alles andere regelten Kameradschaft und gemeinsamer Auftrag.
Erst die Einführung von "Invaliden-UL", Absolvierung des Meisterlehrgangs durch "Handauflegen" und die Beförderung zum Offizier des militärfachlichen Dienstes nach Besuch eines "Messer und Gabel-Lehrganges" hinterließen bei den nachfolgenden Unteroffizier-Generationen inflationäre Züge. Die Werte verschoben sich drastisch, dramatisch und unwiederbringlich. Es galt im Grunde nicht mehr das Kommando: "Funker, Fernschreiber und Kraftfahrer rechts raus, der Rest alles Tintenpisser."
Wichtig war von nun an, dass Formalismen gepaukt wurden, um die nächste Taktische Überprüfung (Take Eval), eine im Laufe der Zeit zu gigantischer Vorspiegelung heroischer Einsatzbereitschaft gewachsene Veranstaltung, glanzvoll zu überstehen.
Soldatensportwettkampf und der jährliche Leistungsmarsch waren mit jeder Energie und aller Gewalt durchzusetzen: Denn beim Regiment saßen die Punktevergleicher (wichtigstes Requisit: der Taschenrechner), und diese bestimmten über Bewertung und Rang der Einheiten im Regimentsrahmen.
Die fachliche Leistung der Einheit konnte hingegen nicht mit Metermaß und Stoppuhr gemessen werden. Eine nachhaltige Bewertung der fachlichen Leistung war, zum Unmut des Einsatzpersonals, nicht durch das Anlegen einer Messlatte oder ausführliches Starren auf den Lauf eines Sekundenzeigers (und somit nachvollziehbar für den unbedarften Punkterechner) feststellbar. Und außerdem, diejenigen, die in der Lage waren, eine fachliche Leistung zu würdigen, steckten mit dem Fachpersonal sowieso unter einer Decke. Basta! Nicht die Fragen, ob die Wachgruppe optimal besetzt und der zu erfassende Bereich operativ abgedeckt war, hatten Priorität, sondern Durchführung und Ablauf eines ABC-Tages mit oftmals hanebüchenen Übungen und praxisfernen Einlagen waren entscheidende Kriterien.
Kurz: Das Errichten von Potemkinschen Dörfern galt als die wichtigste Kunst der Stunde.
Auch die Einführung der EDV trug ihren Teil dazu bei. Nicht, weil sie (nur) zusätzliche Belastung brachte, nein, die Unteroffiziere wurden mit der Anwendung allein gelassen. Es gab genügend "Portepee's", die sich den Anforderungen mit Vehemenz stellten, aber immer als exotischer und mit Misstrauen beargwöhnter Alleinunterhalter. Ich denke dabei unter anderem an "Spotlight-Gerd", "Peter Daster", "Peiler-Ralf". Gerade in Bezug auf die rechnergestützte Erfassung hätten die Offiziere, allein auf Grund ihrer guten Schulausbildung, die Chance gehabt, fachlich zu glänzen. Im FmSkt Q haben sie diese Möglichkeit nicht genutzt.
Spätesten zu der Zeit, als nicht mehr die Frage nach der Qualität und dem Wert der Erfassungsergebnisse, sondern nach der Verkäuflichkeit einer Information im Vordergrund stand, ging eine Ära zu Ende. Ebenfalls nach Verabschiedung des Personalstärkegesetzes, infolge dessen ein Großteil des bewährten Fachpersonals dankend Reißaus nahm, verschwand nach meiner Auffassung auch der alte Geist vom persönlich engagierten, durch Überzeugung und Eigeninitiative geprägten Fachdienst der Fernmeldeaufklärung im Nirwana der Militärgeschichte.
Bei allem Verdruss über die Auflösung unserer Einheit hatte der Zeitpunkt - neben dem Ende des Kalten Krieges - etwas Positives: Mit dem Fall des Eisernen Vorhanges war die Aufgabe des Fernmeldesektor Q erfüllt. Ein späterer Abgleich von Aufklärungsergebnissen mit den vorgefundenen Tatsachen ergab: Wir hatten bis zum Schluss gute Arbeit geleistet!
Wer genau nachlesen will, womit sich der Fernmeldesektor Q hauptsächlich beschäftigt hat, dem empfehle ich das Buch Die andere deutsche Luftwaffe von Wilfried Kopenhagen (Trans Press-Verlag). Hier ist (von einem der dabei war) alles niedergeschrieben, was wir - ohne je den Boden der ehemaligen DDR betreten zu haben - erkannt und gemeldet hatten.
Übrigens: Als es in die heiße Phase um die Auflösung des Sektors ging, wo waren da unsere "Großkopferten"? Sie tauchten alle ab oder entzogen sich durch "fluchtartigen Dienstpostenwechsel" der Verantwortung um die Erhaltung des Standortes.
Allein vier Portepee - Unteroffiziere wagten sich mit einem gemeinsam verfassten Brief an die Bundestagsabgeordneten des Wahlkreises, in dem sie die Widersprüche im Hinblick auf die Entscheidungsfindung zur Auflösung der Kaserne Hambühren (insbesondere das Schleifen der Antennenanlage ohne fundierte Vergleichserfassung mit anderen Standorten) und die militärische und technische Unsinnigkeit der Verlegung nach Berlin - Gatow, aufzeigten. Auf den ersten Blick ein riskanter Balanceakt zwischen Meuterei und Geheimnisverrat.
Aus heutiger Sicht war die Aktion nicht so dramatisch wie sie von einigen Vorgesetzten seinerzeit dargestellt wurde.
Die Verantwortlichen waren in dieser Phase gehalten so wenig Staub wie möglich aufzuwirbeln, um ungestört ihre Vorhaben - in die Nähe des Zentrums der Macht zu gelangen (Berlin war gerade Hauptstadt geworden) - weiterverfolgen zu können.
Die Einleitung einer Disziplinarmaßnahme wäre kontraproduktiv gewesen. Im Verlauf eines solchen Verfahrens hätten ja von unbedarfter Seite unangenehme Fragen gestellt werden können. Ich könnte mir heute noch solch eine Frage gut vorstellen.
Sie hätte so oder ähnlich lauten können:
"Sagen Sie Herr General, warum sind an allmöglichen, in Frage kommenden Standorten für die HF- Erfassung, Vergleichserfassungen durchgeführt worden, nur in Hambühren nicht? Haben Sie den Standort bewusst ausgeklammert, weil Sie befürchten mussten, dass die Leistungsfähigkeit der Antenne in Hambühren keinen Zweifel über die Standortfrage der zukünftigen HF- Erfassung zugelassen hätte??"
Lassen wir das Nachkarten, auch diese Herren haben mittlerweile ihren wohlverdienten und gut dotierten Ruhestand erreicht.
Danksagung:
Ich bedanke mich bei all denjenigen, die mir mit Wort- und Bildbeiträgen geholfen haben diese Arbeit zu erledigen.
Insbesondere bedanke ich mich bei meinem Prinzipal, Berater und Freund, der, wenn es den Titel EloKa- Pontifex gäbe, diesen mit Recht verdiente. Allein der Herr des Berichtswesens weiß wen ich meine.